Veranstaltungsbericht: Schulperspektiven im Rheiderland

Hasso Rosenthal übermittelte dem Redakteur folgenden Bericht und folgende Fotos:

Eine lebendige Diskussion  gab es auf Einladung des GEW-Ortsverbandes Rheiderland im Hotel am Rathaus in Weener. Mit dabei waren Johanne Modder (Landtagsabgeordnete), Bernhard Bramlage (Landrat), Horst Kuhl (SPD-Fraktionsvorsitzender), Frauke Maschmeyer-Pühl (Kreisschulausschussvorsitzende), Gerald Sap (Bürgermeister von Bunde), Karlheinz Hinderks (1. stellv. Bürgermeister von Weener), Andreas Karafotias (UWG) und Hasso Rosenthal als GEW-OV-Vorsitzender.

Themen waren die Zukunft der Sek I-Schulen und der Grundschulen im Rheiderland. „„Jede Schule ist kultureller Mittelpunkt. Hier treffen sich alle, vereinbaren Feste, besprechen Probleme in der Gemeinde, planen die Gründung eines Sportvereins, gestalten das Zusammenleben. Macht mit im Förderverein. Ja, und die Kinder lernen was Vernünftiges!“
Nach einer Darstellung der gegenwärtigen Lage durch Hasso Rosenthal machte er deutlich, dass für das Rheiderland eine einheitliche Schulentwicklungsplanung mit festen Schuleinzugsbereichen wichtig sei. Horst Kuhl betonte, dass dafür gearbeitet werden soll, dass das schulische Angebot vor Ort gehalten werden müsse und der hohe Bildungsstandard gesichert werden müsse. Chancengleichheit und Ganztagsschulen sind dabei wichtige Themen. Bernhard Bramlage stellte die Situation aus Landkreissicht dar. Ortsnähe, aber auch die Nutzung der baulichen Substanz wären wichtig. Eine Entwicklung über die Köpfe der Beteiligten hinweg müsse vermieden werden. Er lobte wie Horst Kuhl die Arbeitsgruppe der HS- und RS-Weener, (Phönix- und Karl-Bruns-Schule) die sachlich und kompetent gemeinsam eine Weeneraner Oberschule vorbereiten würde. Für die Gründung einer Gesamtschule in Weener würden die Zahlen nicht ausreichen. Johanne Modder stellte die Vorhaben der Landesregierung vor. Zwar würde jetzt die Gründung von Gesamtschulen erleichtert, andererseits müsse man mit der „CDU-Erfindung“ Oberschule leben. Sie hob auch hervor, dass im Rheiderland gleichwertige Schulformen entstehen müssten. Johannes Wessels kritisierte, dass man sich zu wenig um die Lösung mit der Gründung einer Gesamtschule kümmern würde. Dem schloss sich Andreas Karafotias an. Nach einer lebhaften Debatte schloss Hasso Rosenthal das Treffen mit dem Hinweis, dass solche Gespräche gewinnbringend öfter stattfinden sollten.

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Nicht im Zeitungsbericht tauchen folgende Szenarien auf. Dafür hatte ich alle geladenen Gäste frühzeitig mit Material versorgt, aber sie sahen ich offensichtlich nicht in der Lage, darauf pointiert einzugehen:

Denkbare Szenarien, die auf jeden Fall in eine Schulentwicklungsplanung einfließen sollten:

1. Die SPD setzt sich für eine IGS in Weener ein. Und setzt sie durch. Bunde und Jemgum bekommen Probleme mit den Schulstandorten, denn erfahrungsgemäß „saugen“ IGSen nach Anlaufproblemen erheblich Schüler ab (Beispiele Aurich, Lingen, Marienhafe).
2. Sie setzt sich nur für eine OBS in Weener ein. Kein Problem für Bunde – wg. bestehender OBS – aber Jemgum (Schuleinzugsbereich kann nicht aufrecht gehalten werden)
3. So weit ich weiß, wollten sich Leute auf dem Kreisparteitag für eine nächste IGS in Leer einsetzen. Dann bekommen alle Rheiderländer Standorte ein Problem.
4. Es bleibt so, wie es ist (OBS in Weener käme dazu) und Papenburg wirbt massiv Schüler aus Weener ab…
5. Man macht sich schlau über die Lösung „Marienhafe“ (kleine IGSen bis Klasse 8 bzw. 10 in den umliegenden Gemeinden) Modellplan liegt von mir vor.

(Hasso Rosenthal, Vorsitzender des GEW-OV Rheiderland)

Ein Gedanke zu „Veranstaltungsbericht: Schulperspektiven im Rheiderland

  1. Sehr geehrter Herr Rosenthal,

    vielen Dank für die Initiative zu Ihrer Veranstaltung „Schulperspektiven im Rheiderland“. Leider war die Veranstaltung zu kurz um alle Argumente auszutauschen.

    Eines wurde jedoch durch entsprechende Rückmeldungen aus der Arbeitsgruppe klar. Der Elternwille in Weener wurde nicht abgefragt und es wurde die Endscheidung der Arbeitsgruppe eine Oberschule in Weener zu gründen umgesetzt.

    Warum? Wer sich informieren will benötigt Zeit. Die Zeit ist allerdings heute ein rares Gut. Durch langsame Internetverbindungen ist das Netz zur Recherche im ländlichen Raum auch nur bedingt einsetzbar.

    Vor diesem Hintergrund ist der Rat von Sachverständigen, eine Hilfe die man gerne in Anspruch nimmt. Der Sachverständigenrat sollte die verschiedenen Möglichkeiten sachlich und wertfrei darstellen und die Vor- und Nachteil jeder Möglichkeit verdeutlichen, damit man sich ein Urteil bilden kann.

    In Weener hat sich die Arbeitsgruppe der Haupt- und Realschule für die Oberschule ausgesprochen und ihren Kompromiss in den Grundschulen einigen Eltern präsentiert.

    Die Eltern von Grundschulkindern in Weener, die sich selbst mit den verschiedenen Schulformen beschäftigt haben und nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten, kommen bei Ihren Recherchen allerdings zu ganz anderen Ergebnissen als die Arbeitsgruppe. Die fragten sich nämlich, warum sich die Arbeitsgruppe und der Kreistag für eine Schulform entschieden haben, die die AfB Niedersachsen (Arbeitsgemeinschaft für Bildungsfragen der SPD) als Mogelpackung tituliert (siehe http://afb.spd-niedersachsen.de/content/140044.php).

    Aus Sicht von unabhängigen Experten z.B. auch der GEW, die nicht gezwungen sind Kompromisse einzugehen, wird die Integrierten Gesamtschulen (IGS) als die bessere Schule empfohlen.

    Gerade diese Schulform IGS, soll den ländlichen Raum stärken und für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen.

    Neue Untersuchungen bestätigen die gute Arbeit der Integrierten Gesamtschulen. Sie besagen, dass für Kinder an Integrierten Gesamtschulen die Chancen auf höchste Bildungsabschlüsse besonders gut sind. Da heißt es z.B., dass annähernd doppelt so viele Schülerinnen und Schüler in die gymnasiale Oberstufe versetzt wurden, als am Ende der Grundschule Empfehlungen dafür vorlagen.

    Es gibt weitere Zahlen dazu, die die Effektivität der Integrierten Gesamtschulen unterstreichen. So habe es für 27 Prozent der Kinder eine Hauptschulempfehlung gegeben, aber nur 15 Prozent machten dann den entsprechenden Abschluss. Der Rest erreichte höhere Abschlüsse.
    Nur 0,9 Prozent des Jahrgangs verließen die IGS ohne Abschluss. „Im Vergleich zur Gesamtquote aller Schulen im Land von sechs Prozent ist auch das eine überzeugende Leistung“ (Quelle: http://bit.ly/LR8ocE). Unter den besten Schulen in Deutschland gibt es Gesamtschulen, aber keine Oberschule.

    Diese Fakten wurden den Eltern vorenthalten, um eine Oberschule in Weener durchzusetzen.

    Auch die Vermutung unseres Landrates Bramlage, dass für eine IGS langfristig nicht genug Schüler im Rheiderland vorhanden sind ist reine Spekulation und hat damit keine Aussagekraft. Eine gute IGS wird auch nachgefragt und die Schülerzahlen in Weener sind locker in der Lage eine dreizügige IGS auszulasten. Für Bunde trifft das nicht zu, dafür ist Bunde zu klein.

    Wenn der Elternwille tatsächlich ein ausschlaggebender Grund für die Entscheidung der Kreistagsmitglieder war, warum hat man dann nicht einfach die Eltern befragt? Das wäre doch sehr einfach gewesen, wenn man dafür die sowieso geplante Umfrage „nach dem Gymnasialen Zweig für eine Oberschule in Weener“ genutzt hätte.

    Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach. Der tatsächliche Elternwillen spielte bei der Endscheidung gar keine Rolle, denn die Empfehlung der Arbeitsgruppe konnte für den bereits gefassten Entschluss einiger Kreistagspolitiker der SPD hervorragend als Alibi dienen.

    Zum Hintergrund: Die Kommunalpolitiker aus Bunde wollten verhindern, dass evtl. Schüler aus Bunde nach Weener abwandern. Eine Frage, die ihnen noch egal war, als sie vor ein paar Jahren alle Hebel in Gang setzten, um in Bunde eine Oberschule zu installieren. Da hat es sie nicht interessiert, ob Schüler aus Jemgum und Weener abwandern und was das für die Schulen in den betroffenen Orten bedeutet. Für den Schulstandort Jemgum ist es egal ob Weener eine IGS oder eine Oberschule bekommt. Die Auswirkungen sind die selben, auch darüber war man sich einig.

    Jetzt da die neue Landesregierung den Weg auch für kleinere IGS Rheiderland freimacht und die Weeneraner diese Chance nutzen wollten, stimmten SPD Kreistagsmitglieder gegen ein zentrales Ziel und Wahlversprechen ihrer Partei. Und nur um zu verhindern, das Weener einen eventuellen Standortvorteil hätte.

    Nach unseren Informationen, aus einer absolut vertrauensvollen Quelle, sollen die Bunder-Politiker damit gedroht haben den Einfluss ihrer Landtagsabgeordneten, die auch im Kreistag sitzt, zu nutzen, damit Bunde eine IGS bekommt und Weener nicht.
    Erst nach einer internen Einigung (Krisengespräch), dass Weener auch nur eine Oberschule bekommt, sollen sich die Wogen geglättet haben.

    Jetzt ist die endgültige Entscheidung im Kreistag gefallen. Weener bekommt eine Oberschule. Eine Entscheidung für Bunde und gegen Weener!

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