Erkenntnisprobleme des Landesrechnungshofs?

Der Landesrechnungshof hat kürzlich seinen Jahresbericht vorgelegt. Durch die Presse gingen „Empfehlungen“, bis 2020 7700 Lehrerstellen einzusparen, die Regelstundenzahl für Lehrkräfte an Gymasien um 1,5 Stunden zu erhöhen und die Altersermäßigung für Lehrkräfte abzuschaffen.

Im gleichen Bericht beschäftigt er sich auch ausführlich mit dem Arbeitsschutz und dem Gesundheitsmanagement für Lehrkräfte. Der Landesrechnungshof kritisiert zu Recht, wie mit dem Thema Lehrergesundheit umgegangen worden ist. Es fehlten Krankenstandsdaten des Kultusministeriums als Basis für konkrete Analysen und Maßnahmen. Es fehlten umfassende Gefährdungsbeurteilungen als Parameter für „leistungssteigernde Wohlfühlfaktoren“. Die letztgenannte Aufgabe sollten die Schulen übernehmen, die selber in den letzten Jahren in immer neuen Aufgaben fast ersticken. Es kümmerte sich in der Ministerialbürokratie offensichtlich niemand darum, ob die anvisierten Ziele (Senkungen der Krankenstandes und der Frühpensionierungen, Steigerung der „leistungsfördernden Wohlfühlfaktoren“) erreicht werden. Zum Krankenstand wurden keine aussagefähigen Daten erhoben, der Landesrechnungshof stellte exemplarisch für den Bereich der Gesamtschulen eine Steigerung von 4,7 auf 5,2%, also um gut 10%, fest. Das Ziel „Senkung der Frühpensionierungen“ wurde erreicht (Senkung von 46 auf 25% innerhalb des ersten Jahrzehnts), allerdings kaum wegen guten Gesundheitsmanagements sondern eher wegen höherer Abschläge bei der Versorgung. Für das dritte Ziel brauchte man Gefährdungsbeurteilungen als Parameter für die Festlegung der leistungsfördernden Wohlfühlfaktoren. Diese Aufgabe wurde auf die Schulen abgewälzt, die selber in Arbeit fast ersticken und sich deshalb größtenteils nicht darum kümmern konnten. Das Projekt „Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement für Lehrkräfte“ lief von 2006 bis 2012 und herausgekommen ist eigentlich nichts. Der Landesrechnungshof fordert den Kultusminister auf, sich jetzt dem Thema intensiver zu widmen. Noch mal 7 Jahren Datenerhebungen, um dann festzustellen, der Krankenstand ist unverändert hoch, Frühpensionierungen steigen wieder und die leistungssteigernden Wohlfühlfaktoren sind immer noch nicht gefunden, das kann’s nicht sein.

Es steht also schlecht um die Lehrergesundheit, die Belastungen durch zusätzliche Aufgaben und ein verändertes Schülerklientel sind erheblich gewachsen. Letzteres wurde beispielhaft in dem sehenswerten Feature „Unter Lehrern“ in Panorama – Die Reportage“ auf N3 gezeigt. Der Beitrag steht in der NDR-Mediathek, kann aber auch über Youtube abgerufen werden. Zusätzliche Belastungen durch längere Wochen- und Lebensarbeitszeiten und durch Abbau der Altersermäßigungen sowie der vom LRH vorgeschlagene Stellenabbau werden das Problem Lehrergesundheit verschärfen. Vielleicht setzt sich diese Erkenntnis eines Tages auch im Landesrechnungshof durch.

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