Kahlschlag bei den Grundschulen in Rhauderfehn? Rechnungshof verlangt Schließungen

Im Gemeindegebiet von Rhauderfehn stehen vier Grundschulen auf dem Prüfstand: Klostermoor, Burlage, Hahnentange und Rajen. Vier der acht Grundschulen in Rhauderfehn sind nach Auffassung des Landesrechnungshofes unwirtschaftlich und sollten geschlossen werden. Der den Kommunalpolitikern in der vergangenen Woche vorgelegte Wirtschaftlichkeits-Prüfbericht wurde bereits in den einzelnen Ratsfraktionen und -gruppen diskutiert und beraten. Ob es überhaupt tatsächlich erforderlich sei, Grundschulen zu schließen, gelte es nun genauestens auszuloten, meinten vor den Sitzungen die Fraktionsvorsitzenden Gerhard Krone (CDU), Hermann Koenen (SPD) und Kurt Werkmeister (BfR/Grüne/Friesen). Sowohl die Fraktionen als auch der Bürgermeister Geert Müller versichern, dass nichts übers Knie gebrochen werde. Der Bürgermeister geht davon aus, dass sich in diesem und im nächsten Schuljahr noch nichts ändern wird.

Der GEW-Kreisverband Leer wird den Entscheidungsprozess der Kommunalpolitik in Rhauderfehn kritisch begleiten. Wir halten es auch für erforderlich, dass der Prüfbericht den betroffenen Grundschuleltern und Grundschullehrern zugänglich gemacht wird. Daher kann der RECHNUNGSHOFBERICHT hier heruntergeladen werden. Selbstverständlich distanziert sich die GEW von der Berechnungsmethodik und den Intentionen des Rechnungshofes, wir können jedoch nur dann mitreden und aktiv werden, wenn wir die Argumentation der „Sparkommissare“ kennen. Wir bleiben auf jeden Fall dran!

Ein Gedanke zu „Kahlschlag bei den Grundschulen in Rhauderfehn? Rechnungshof verlangt Schließungen

  1. Das Vordringen marktorientierten Denkens in Bereiche, die traditionell außerhalb der Märkte standen, ist eine der fragwürdigsten Entwicklungen unserer Zeit. Wir müssen die Rolle neu überdenken, welche die Märkte, an Gewinn und Verlust orientiertes Denken in unserer Gesellschaft, unseren Gemeinden spielen sollen. Wer beauftragt den Landesrechnungshof, die Ökonomie der schulischen Institutionen zu überprüfen und in Frage zu stellen?
    Die Sinnfrage zu stellen ist Aufgabe der Gemeinde, nicht die zentralistischer Strukturen. Schulstandorte sind immer kulturelle und gemeindliche Kristallisationspunkte eines Gemeinwesens. Sie aufgeben heißt, den Standort aufgeben. Und dies in einer Zeit, in der das Geburtental erreicht wurde, Geburtenzahlen wieder steigen. Kleine Grundschulen sind immer Paradiese der Pädagogik, wo nach dem Motto kleine Füße, kurze Wege wichtige Lehr- und Lernarbeit geleistet wird. Gerade in Rhauderfehn ist die Anbindung der Schulen an ihre Nachbarschaft traditionell gut und gelungen. Ist ein Standort erst einmal geschlossen, wird er nicht mehr neu aufgelegt. Wirtschaftsdenken darf nicht die Ethik menschlichen Handelns ersetzen. „Wir erleben ein Outsourcing der Moral aus dem öffntlichen Raum und merken es nicht, wie sehr wir ihn dadurch verunstalten.“ (Spiegel; 46/2012 S. 162)
    Der Gemeinderat ist gut beraten, allen Schulen eine Bestandgarantie für einen bestimmten Zeitraum zu geben, um den Kolleginnen und Kollegen die Luft zum arbeiten zu lassen. Ständige Standortdiskussionen schaden der wichtigen Bildungsarbeit in den Grundschulen.

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