In Rhauderfehn entscheidet der Rat mit dem Taschenrechner

Die schlimmsten Befürchtungen, die unser langjähriges GEW-Mitglied und Burlager Ortsbürgermeister, Herbert Broich, auch an dieser Stelle geäußert hatte, sind nun eingetreten: „Kinder werden zu Kostenfaktoren auf zwei Beinen“. Am Donnerstagabend entschied der Rat der Gemeinde Rhauderfehn mit der knappsten aller denkbaren Abstimmungsmöglichkeiten (15 zu 14 Stimmen, die Stimme des Bürgermeisters war wohl die entscheidende!) vier von acht Grundschulen zu schließen.

Von den Protesten der gewählten Elternvertreter und den eindrucksvollen Demonstrationen der Rhauderfehner Bürger ließen sich die Verwaltung und die Mehrheitsfraktionen überhaupt nicht beeindrucken. In vorauseilendem Gehorsam eilten Grüne, CDU, Friesen und BfR ohne wirkliche Zeitnot voraus und setzen den Vorschlag des Landesrechnungshofes um. Ein fatales Signal.

Jetzt dürften Randgebiete der Gemeinde wie Burlage ausbluten, denn wer baut noch als junge Familie dort ein Eigenheim, wo die Grundschule geschlossen wird? Wo bleibt der Kampf um junge Familien? Dem allseits beschworenen demographischen Wandel gilt es die Stirn zu bieten: Familien müssen angeworben statt abgeschreckt werden. Nun hat man sich dem Zwang der Demographie gebeugt. Ein Armutszeugnis für die Politik.

Ein Armutszeugnis auch für die Demokratie: Junge Menschen mischen sich ein, haben richtige und wichtige Argumente. Rigoros werden diese beiseite geschoben. Stattdessen wird der Vorschlag des Rechnungshofes eins zu eins umgesetzt. Ob auf diese Weise Menschen für die Mitarbeit in der Kommunalpolitik gewonnen werden?

Schade, schade. Wieder einmal ein Lehrstück der Bildungspolitik, das wir lieber nicht gesehen hätten.

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