Hannes Hothan verstorben

Die GEW Leer trauert um ihren ehemaligen Kreisvorsitzenden Hannes Hothan aus Hesel. Hannes war GEW – Kreisvorsitzender in den Jahren des politischen Reformumbruches von 1966 bis 1974. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Traueranzeige HH

Josef Kaufholt aus Emden verfasste für die Presse den folgenden Nachruf:

HANS-JOACHIM (HANNES) HOTHAN STARB AM 15. JANUAR 2013

Hannes Hothan, Initiator und Impulsgeber vielfältiger pädagogischer und politischer Entwicklungen Ostfrieslands, starb am 15. Januar 2013 im Alter von 83 Jahren in Hesel.

Er wirkte nachhaltig in der Schulentwicklung der Region, prägte die Parteienlandschaft und war Motor der Bildungsdiskussion in der Ostfriesischen Landschaft. Seine Aktivitäten hinterlassen einen bleibenden Eindruck, sie sind von bleibender Wirksamkeit.

Geboren wurde Hannes Hothan am 15. Oktober 1929 in Münster.

Die Schulzeit absolvierte er in Münster, Hannover und ab 1939 in Berlin, der Vater leistete seinen Dienst als Offizier dort.

Hannes Hothan gehörte zu dem Jahrgang, der 1943 wegen der Bombardierungen in die Kinderlandverschickung kam und 1945 noch zum Kriegseinsatz herangezogen wurde. Zu einem Einsatz an der Front in der Tschechoslowakei kam es aber nicht mehr, er geriet in amerikanische Gefangenschaft. Die Zeit als Sechzehnjähriger im Krieg, in der Gefangenschaft und auf der Suche nach der Heimat hat Hannes Hothan sehr geprägt. Die Familie fand 1946 in Antendorf wieder zusammen, Hannes Hothan besuchte das Gymnasium in Rinteln und verdiente als Arbeiter in einer Schulmöbelfabrik den Lebensunterhalt.

Nach dem Abitur nahm er 1952 das Studium an der Pädagogischen Hochschule in Hannover auf. Gemeinsam mit seiner zukünftigen Frau Susanne Rademacher wählte er nach dem ersten Staatsexamen 1954 Ostfriesland als Dienstbereich.

Den Dienst als Junglehrer trat er in Selverde bei Remels an und übernahm 1956 die Schule in Klein-Remels.

Hannes Hothan hatte immer den Mut, über den Tellerrand hinauszuschauen: Bereits als Junglehrer entwickelte er Ideen zu notwendigen Reformmaßnahmen des Landschulwesens in Ostfriesland. 1962 übernahm er als Hauptlehrer die Schule Hesel, um dort im Aufbau einer der ersten Mittelpunktschulen tätig zu werden. Als Rektor wurde er zum Impulsgeber der Schulentwicklung der ganzen Region.

Hannes Hothan engagierte sich in der Lehrerpersonalvertretung und im Gesprächskreis Schule und Universität, beteiligte sich am Aufbau der Regionalen Pädagogischen Zentrums in Aurich und wurde politisch aktiv. 1970 gründete er den SPD-Ortsverein Hesel, war dessen Vorsitzender, arbeitete als Ratsherr in der Samtgemeinde Hesel und fertigte bis ins hohe Alter hinein Grundsatzpapiere zu bildungspolitischen Fragen für seine Partei.

Im Oktober 1976 übernahm Hannes Hothan die Funktion des Schulrates im Schulaufsichtsamt Emden II. Als Schulamtsdirektor, ab 1985 als Leiter des Schulaufsichtsamtes, gestaltete er maßgeblich die Arbeit an den Schulen der Stadt Emden. Er entwickelte ein Modell für die Lehrer- und Schülerbetriebspraktika, gestaltete den Übergang für Schulabsolventen von der Schule in den Beruf, setzte sich für die Schulbauentwicklung der Stadt ein und unterstützte die Arbeit der Schulen in sozialen Brennpunkten.

Besonders im Blick hatte er immer die Situation der in der Gesellschaft Vernachlässigten.

Der Bau eines Zentrums für Kinder mit geistiger Einschränkung an der Förderschule Emden und die Zusammenarbeit von Förderschullehrkräften mit den weiterführenden Schule waren ihm eine Herzensangelegenheit. Ein Pilotprojekt, das den Übergang von Förderschülerinnen und -schülern an die weiterführenden ermöglichte, gehörte dazu.

Von 1983 bis 1997 war Hannes Hothan Mitglied der Ostfriesischen Landschaft, ab 1993 Landschaftsrat. 1991 wurde ihm das Indigenat der Ostfriesischen Landschaft und 1997 die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Mit Beginn des Jahres 1990 trat Hannes Hothan in den Ruhestand. Seine Gesundheit ließ Aktivitäten außerhalb des Hauses kaum noch zu. Er arbeitete dennoch unermüdlich weiter – nun an seinem Schreibtisch.

Der Dokumentation der Schulgeschichte Ostfrieslands galt seine besondere Aufmerksamkeit. 1984 beteiligte er sich an der Gründung des Ostfriesischen Schulmuseums Folmhusen und 1995 gab er gemeinsam mit dem Arbeitskreis Schulgeschichte der Stiftung Schulgeschichte der GEW ein zweibändiges Werk unter dem Titel „Schule in Ostfriesland 1945 bis 1995“ heraus, das mit Zeitzeugenbeiträgen über die Entwicklung des Schulwesens der Region nach 1945 berichtete.

Hannes Hothan war in all seinen Aktivitäten immer ein politisch und sozial denkender Mensch.

Die frühen Kindheits- und Jugenderfahrungen machten ihn zu einem Verfechter demokratischer Grundprinzipien.

Von der Junglehrerzeit an bis in seine letzten Tage galt sein Interesse der Bildung und Erziehung in der demokratischen Gesellschaft.

Für ihn ermöglichte die Schule den Weg in die Zukunft, sie stellt die Weichen, dessen war er sich immer bewusst.

Hannes Hothan bleibt unvergessen.

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